Was sind kognitive Defizite und wie können sie behandelt werden?

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Inhalt:

  1. Kognition? Was ist das eigentlich?
  2. Kognitive Defizite sind keine Seltenheit
  3. Was sind kognitive Defizite nach einem Schlaganfall?
  4. Arten von kognitiven Defiziten nach einem Schlaganfall
  5. Die Bedeutung einer genauen Diagnose
  6. Therapieansätze für kognitive Defizite
  7. Technologische Fortschritte in der kognitiven Rehabilitation
  8. Die Rolle der Unterstützung durch Angehörige

Kognition – Was ist das eigentlich?

Die Begriffe „kognitiv“ und „Kognition“ beziehen sich beide auf mentale Prozesse, aber sie haben unterschiedliche Bedeutungen und Anwendungen.

Kognition: Kognition bezieht sich auf alle mentalen Prozesse oder Aktivitäten, die mit dem Erwerb, der Verarbeitung und dem Verständnis von Informationen zu tun haben. Dies umfasst Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Denken, Sprache und Problemlösung. Mit anderen Worten, Kognition bezeichnet das gesamte Spektrum der geistigen Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum zu verstehen und uns in ihr zurechtzufinden. Wenn wir über Kognition sprechen, betrachten wir das große Ganze der mentalen Funktionsweise.

Kognitiv: Der Begriff „kognitiv“ hingegen bezieht sich auf alles, was mit den kognitiven Prozessen oder der Kognition zu tun hat. Wenn wir also sagen, dass etwas „kognitiv“ ist, beziehen wir uns darauf, dass es mit dem Denken, dem Verstehen oder anderen Aspekten der geistigen Leistungsfähigkeit zu tun hat. Zum Beispiel können wir sagen, dass kognitive Therapie Techniken verwendet, die darauf abzielen, Denkprozesse zu verbessern oder zu verändern. Oder wir könnten sagen, dass jemand eine kognitive Beeinträchtigung hat, was bedeutet, dass seine Fähigkeit zu denken, zu lernen oder zu erinnern beeinträchtigt ist.

Kognitive Defizite sind keine Seltenheit

Kognitive Defizite, beziehungsweise Beeinträchtigungen oder Einschränkungen der kognitiven Fähigkeiten, können jeden treffen. Erkrankungen des Gehirns wie Schlaganfälle, traumatische Hirnverletzungen, Alzheimer oder Multiple Sklerose können zu kognitiven Einschränkungen in jedem Alter führen. Auch psychische Erkrankungen, Nebenwirkungen von gewissen Medikamenten oder Drogenmissbrauch können Defizite mit sich bringen. Kognitive Defizite können sich erheblich auf die Lebensqualität der Betroffenen auswirken und den täglichen Funktionsumfang beeinträchtigen. Es ist wichtig zu betonen, dass eine genaue Diagnose und die frühzeitige Identifikation von kognitiven Defiziten entscheidend sind, um eine zielgerichtete Therapie zu ermöglichen. Die Rehabilitation kann verschiedene Ansätze umfassen, darunter kognitives Training, Ergotherapie, Sprachtherapie und psychotherapeutische Unterstützung.

Kognitive Defizite nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall treten kognitive Defizite bei bis zu 80% der Patientinnen und Patienten auf. Diese Beeinträchtigungen können verschiedene Bereiche der kognitiven Funktionen betreffen, darunter Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Problemlösungsfähigkeiten. Die Schwere der Defizite variiert je nach individuellem Fall. Einige Betroffene erleben nur leichte Beeinträchtigungen, während andere mit schwereren Herausforderungen konfrontiert sind.

Ein Schlaganfall ist also nicht nur ein physischer Schock für den Körper, sondern kann auch erhebliche Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen haben. Die Prognose nach einem Schlaganfall hängt oft von der Schwere der kognitiven Defizite ab. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir, was kognitive Defizite sind und wie sie nach einem Schlaganfall therapiert werden können.

 

Welche kognitiven Defizite können nach einem Schlaganfall auftreten?

Kognitive Defizite beziehen sich auf Beeinträchtigungen in verschiedenen kognitiven Bereichen wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Problemlösungsfähigkeiten und Sprache. Nach einem Schlaganfall können diese Defizite aufgrund von Schäden im Gehirn auftreten, die die normale Funktion beeinträchtigen.

  • Gedächtnisprobleme: Ein Mensch mit Gedächtnisproblemen aufgrund einer kognitiven Beeinträchtigung kann Schwierigkeiten haben, sich neue Informationen zu merken oder sich an Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern. Sie könnten vergessen, wichtige Termine oder Aufgaben zu erledigen, sich nicht an Gespräche oder Vereinbarungen erinnern oder Schwierigkeiten haben, neue Fähigkeiten zu erlernen.
  • Probleme mit der Aufmerksamkeit: Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen können Schwierigkeiten haben, sich über längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren oder ablenkende Reize zu ignorieren. Sie könnten schnell die Interesse verlieren, haben Probleme, Anweisungen zu folgen oder Informationen aus einem Gespräch aufzunehmen.
  • Sprachliche Herausforderungen: Einige Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen können Schwierigkeiten haben, Sprache zu verstehen oder sich auszudrücken. Sie könnten Probleme haben, komplexe Sätze zu verstehen, Wörter zu finden oder sich flüssig auszudrücken.
  • Schwierigkeiten beim Problemlösen: Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen können Schwierigkeiten haben, Probleme zu erkennen, alternative Lösungen zu finden oder rationale Entscheidungen zu treffen. Sie könnten auch Mühe haben, Konsequenzen ihres Handelns abzuschätzen oder situationsgerecht zu reagieren.
  • Eingeschränktes räumliches Verständnis: Einige Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen könnten Schwierigkeiten haben, räumliche Beziehungen zu verstehen oder sich in unbekannten Umgebungen zurechtzufinden. Sie könnten sich verirren, Orientierungspunkte nicht erkennen oder Probleme mit komplexen visuellen Informationen haben.

Gemeinsam ist all diesen Problemen, dass sie sich im Alltag bemerkbar machen. Für viele Betroffene werden früher selbstverständliche Aufgaben, wie das Einkaufen oder Kaffeekochen zu einer Herausforderung oder sogar unmöglich.

Die Bedeutung einer genauen Diagnose

Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die spezifischen kognitiven Defizite zu identifizieren und einen maßgeschneiderten Therapieplan zu erstellen. Neurologische Tests, bildgebende Verfahren und Gespräche mit dem Patienten können dazu beitragen, die individuellen Herausforderungen zu verstehen.

Wie können kognitive Defizite therapiert werden?

Die Bedeutung einer genauen Diagnose

Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um die spezifischen kognitiven Defizite zu identifizieren und einen maßgeschneiderten Therapieplan zu erstellen. Neurologische Tests, bildgebende Verfahren und Gespräche mit den Patient*innen können dazu beitragen, die individuellen Herausforderungen zu verstehen.

Therapieansätze für kognitive Defizite

Entgegen vieler Vorurteile, können kognitive Defizite behandelt werden. Denn unser Gehirn bleibt ein Leben lang lernfähig. Im Rahmen der Rehabilitation werden kognitive Einschränkungen bspw. begleitet von Ergotherapeut*innen behandelt. Ziel ist es, verlorene oder beeinträchtigte kognitive Fähigkeiten wiederherzustellen oder zu verbessern. Dies erfolgt durch gezielte Übungen und Aufgaben, die auf die spezifischen Defizite abgestimmt sind.

  • Sprachtherapie: Insbesondere bei Sprachstörungen ist die Unterstützung durch einen Sprachtherapeuten entscheidend. Durch gezielte Übungen kann die Kommunikationsfähigkeit verbessert werden.
  • Psychotherapie: Emotionale Auswirkungen, wie Depressionen oder Angstzustände, sind häufig nach einem Schlaganfall. Psychotherapie kann dabei helfen, diese psychischen Belastungen zu bewältigen.

Hirnleistungstraining: Auch bekannt als Gehirntraining oder kognitives Training, beinhaltet Hirnleistungstraining eine Vielzahl von Übungen und Aktivitäten, welche die kognitiven Fähigkeiten des Gehirns verbessern oder erhalten sollen. Dazu gehören zum Beispiel das Erinnerungsvermögen, Problemlösungsfähigkeiten, Konzentration und räumliches Denken. Als Trainingsmaterial werden oft Puzzles, Kreuzworträtsel, Labyrinthe oder Sudoku verwendet. Computergestütztes Training ist die Standardtherapie. Leider sind diese Therapiemethoden sehr abstrakt. Das bedeutet, es wird beispielsweise auch am PC Memory gespielt oder es werden Übungen trainiert in denen alle Fische einer Farbe angeklickt werden. Ein gutes Ergebnis in solchen Übungen ist nicht mit einem Rehabilitationsfortschritt im echten Leben gleichzusetzen.

Technologische Fortschritte in der kognitiven Rehabilitation

Virtuelle Realität wird zunehmend in der Medizin eingesetzt, um interaktive und personalisierte Therapieprogramme zu entwickeln. Um auch kognitives Training alltagsnaher, wirksamer und intuitiver zu gestalten, haben wir unsere eigene VR-Therapie teora mind entwickelt. Dort können Betroffene in virtueller Realität die Aufgaben des täglichen Lebens in einer kontrollierten Umgebung gefahrenfrei üben und so ihre kognitiven Fähigkeiten verbessern. Dafür stehen ihnen unterschiedliche Therapieumgebungen und Übungen zur Verfügung. In unserer virtuellen Küche können z. B. Kaffee gekocht, Einkäufe verräumt, der Kühlschrank sortiert oder Obstsalat zubereitet werden. Der Fokus auf alltagsnahes Training ist Teil unserer Philosophie. Wir glauben, dass eine funktionierende Therapie sich an den Problemen und Herausforderungen des alltäglichen Lebens orientieren sollte, um den Betroffenen wieder ins Leben zurück zu helfen. Dabei achten wir darauf, die Trainingsziele zu Beginn der Übungen klar zu definieren und eine angenehme Atmosphäre durch die ansprechend gestaltete Trainingsumgebung zu schaffen. Die Aufgaben sollen Spaß machen, damit die Betroffenen gerne und oft damit üben. Durch regelmäßiges Training erhöht sich der Therapieerfolg.

Die Rolle der Unterstützung durch Angehörige

Die Unterstützung durch Familie und Freunde spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung kognitiver Defizite. Geduld, Verständnis und positive Verstärkung können dazu beitragen, den Rehabilitationsprozess zu fördern.

Insgesamt zeigt sich, dass eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapieansätze entscheidend sind, um die Prognose nach einem Schlaganfall zu verbessern. Die individuelle Anpassung der Therapie an die spezifischen kognitiven Defizite und die Integration von modernen Technologien bieten vielversprechende Wege für eine erfolgreiche Rehabilitation. Betroffene sollten sich aktiv an der Planung ihrer therapeutischen Maßnahmen beteiligen und regelmäßige Fortschrittsbewertungen vornehmen, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen. Fortschritte in der medizinischen Forschung und Technologie eröffnen innovative Wege für die kognitive Rehabilitation, was Hoffnung für eine verbesserte Lebensqualität und funktionelle Unabhängigkeit der Betroffenen schürt. Mit unserem Therapieansatz teora mind begleiten wir Patient*innen Schritt für Schritt auf ihrem Rehabilitationsweg.

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